Malerei - Allegorien

Es geht bei Karl-Heinz Matt, was die bildsprachlichen Mittel anbelangt, um gesteigerte Objektivität, also um Austreibung jeder impressiven oder stofflich-materiellen Ausstattung der Körper im Raum. Die Realität in Matts Bildern kennzeichnet keinerlei Form des bloßen Augenscheins, sondern eine künstliche, zu objektiver Sachlichkeit gesteigerte Gegenständlichkeit. Durch formschaffende Vorstellung gelangt Matt zu den reich differenzierten Körperformen in den Räumen seiner Bilder. Nichts, was er macht, entspringt der Spontaneität, alles ist gesteuerte, fortschreitende Entwicklung, meist über lange Zeiträume hinweg.

Matt hat ein derartiges Credo für seine Kunst nicht aus opportunistischen Gründen angenommen, es ist ihm aber auch nicht durch einen Lehrer aufgedrängt worden, im Gegenteil, Rudolf Hausner hat er als seinen Lehrer gesucht, nachdem er an der Nürnberger Akademie wenig Ermutigung für seinen Weg erfahren hatte.

In der spezifischen Geformtheit seiner Bilder sehe ich zuerst eine objektivierende Bestätigung des realen Sachbestandes, bemerkenswert ist aber auch, dass in den Kompositionen Matts Gegenstände (bevorzugt Hände) vorkommen, die dadurch befremden, dass sie aus ihrer gewöhnlichen Bindung herausgelöst sind und somit eine gesteigerte und eigenständige Bedeutung erhalten, die der Künstler symbolisch festmacht.

In Matts Lebensalter, wohl eines seiner überzeugendsten Bilder, konfrontiert das unbeteiligt sachlich vorgetragene Portrait einer alten Frau (Martha Feuchtwanger) mit dem üppigen Akt einer jungen Frau in roten Schuhen.

Der Maler verhält sich wie ein Soziologe bei der Erhebung von statistischen Daten. Wie dessen gesellschaftliche Strukturen offenbaren, so dokumentieren die Form-Ordnung- und daraus resultierende Spannungswerte im Bild den Vorgang des Alterns als von tiefer menschlicher Bedeutung.

Besonders geglückt finde ich auch den Zusammenklang von Form und Botschaft im neuen Bild mit den gereihten Gummihandschuh-Kunsthänden.

Matt nennt diese Komposition einfach nur Stillleben. Aber wir erfahren aus ihr: Individualität und Vermassung, die witzige Heiterkeit skurriler Kunstfiguren genau so, wie die vorsichtige Distanz allem Fremden und Unbekannten gegenüber.

Matts Kunst erschafft uns in diesem Bild durch ihren messerscharfen, mikroskopischen Realismus Gegenstände von eindringlicher Existenz.

Professor Klaus Schröter

Hinweis

Diese Werke stellen ausschließlich eine Auswahl der Serie dar. Falls Interesse besteht alle Werke einer Serie zu sehen, kontaktieren Sie mich gerne per Mail unter: art@karl-heinz-matt.de

No items found.

Weitere KunstWERKE